Voller Vorfreude fliegen wir am 22. Dezember von der eisigen Kälte in Cincinnati
über die einladende Wärme in Miami
nach Kuba.
Wo man bei anderen Flughäfen mit Bussen und Verbindungszügen zur Autovermietung fahren muss, befindet sie sich hier direkt vor dem kleinen Flughafen. Das heisst allerdings nicht, dass man das Büro auf anhieb findet. Ganz im Gegenteil. Es hat viele kleine Gebäude in denen sich niemand befindet oder die Leute einem von einem zum anderen jagen. Schliesslich haben wir das Büro gefunden wo der Mitarbeiter nur mühsam unsere Reservation finden. Diese, so sagt er, sei jedoch annulliert worden. Warum, das weiss keiner! Er tippt und tippt auf seiner Tastatur und wir haben keine Ahnung was er macht oder sucht. Schliesslich fordert er uns auf, ihm zu einem weiteren kleinen Gebäude zu folgen wo uns dann kurzerhand ein Vertrag vor die Nase gehalten wird und wir kurz darauf nun doch mit einem Mietauto davonfahren können. Keiner versteht warum aber Hauptsache wir haben ein Auto!
Mit dem Auto kriegen wir eine Liste von Tankstellen, wo wir auftanken können. Benzin ist schwer zu kriegen, wie schwer, erfahren wir erst einige Tage später denn im Moment haben wir noch einen halbvollen Tank!
Die Strassen sind in einem prekären Zustand und es ist kein Wunder hat uns der Mitarbeiter der Vermietungsstelle unbedingt noch den Ersatzreifen gezeigt!
Die Fahrt ins Zentrum von Havana lässt Cédric ruhig werden. Er ist erschrocken über den Zustand der Häuser von denen oft nur noch die Fassade steht. Die Autos sind wie erwartet, weit vom letzten Jahrhundert!
Die Altstadt jedoch ist teilweise renoviert und nicht mehr ganz so heruntergekommen, so dass er sehr schnell seine Meinung ändert.
Da Kuba keine Amerikanischen Kreditkarten akzeptiert müssen wir Bargeld in Dollar mitnehmen und hier wechseln. Wir wissen vorab, dass wir über den Schwarzmarkt wechseln müssen denn bei den offizellen Stellen kriegt man für 1 Dollar gerade mal 120 Kubanische Pesos, über den Schwarzmarkt zwischen 250-300. Mehr als das Doppelte, der helle Wahnsinn beginnt also schon hier! Wir wechseln das erste Geld über die Besitzerin der ersten Unterkunft und kriegen 290 Pesos für 1 Dollar.
Unsere erste Nacht verbringen wir in einem alten kolonialischen Gebäude mit verwinkelten Zimmern und Fenster in kleine Hinterhöfe. Alt und klein aber fein! So nistet sich Djulien ein in seinem Zimmer während wir direkt daneben unseres beziehen. Es geht nicht lange und ich bin noch nicht im Pyjama als Djulien bereits die erste Maus sichtet! Oh je, nicht gut! Mäuse und Ratten mag ich in meinem Schlafzimmer ganz und gar nicht! Während Djulien und Cédric die Maus suchen verschanze ich mich auf dem Bett in meinem Zimmer und hoffe, dass der Nager bald verscheucht oder rausgeschmissen werden kann. Fehlalarm. Der Nager wird nicht gefunden und mein Hirn schlägt Purzelbäume. Ich bin in Kuba wo es wahrscheinlich überall Mäuse hat und dementsprechend ist ein Wechsel in eine andere Unterkunft nicht möglich. Wir sind hier nur für eine Nacht, also schläft Cédric im Mausverseuchten Zimmer und stört sich darüber ganz und gar nicht, während Djulien und ich uns im hoffentlich nicht von Mäusen bewohnten andere Zimmer verschwanzen, indem wir Tücher unter die Türen quetschen und auch sonst mögliche Löcher stopfen. Dann leg ich mich hin und weiss in meinem Kopf, dass mir die Maus ja gar nichts tun kann, es mich aber trotzdem extrem anwidert! Müde von der Reise, können wir alle erstaunlich gut schlafen aber ich bin froh, als ich anderntags mit Sack und Pack diese Unterkunft verlassen kann.
Die nächsten zwei Nächte übernachten wir in einer Wohnung ganz oben in einem hohen Blockgebäude wie in einem modernen Penthouse! Die Besitzerin schaut mich schockiert an, als ich sie frage, ob es Mäuse hat! Nur weil sie über meine Frage so schockiert ist, glaube ich ihr. Denn ihr Argument, dass wir hier zu hoch oben im Gebäude sind, zählt für mich ganz und gar nicht. Da hab ich nämlich in anderen Ländern schon hässliche Erfahrungen mit Ratten gemacht, da ich ebenfalls angenommen hatte, dass die nicht klettern können... "gäll Karin!!!!"
Übrigens fährt uns Cédric in der Altstadt, unerschrocken wie er ist, jeweils durch die super engen Strassen immer genau vor die Unterkunft und findet einen Nachbar, der dann für einige 100 Pesos, (meistens ca. umgerechnet Fr. 1.-) auf unser Auto aufpasst.
Zu unserem Appartement hat es diesmal sogar einen funktionierenden Lift und in der Wohnung im Erdgeschoss begrüsst uns jeweils laute Musik und dieser Hund.
Hier bin ich im 7. Himmel! Keine Mäuse - ich kann gut schlafen und dazu noch mit einer tollen Sicht erwachen!
Den ersten Tag beginnen wir mit einer Ausfahrt mit einem 1958 Ford Cabrielot.
Die vielen alten Autos die oft in sauber polierten Farben leuchten, sind eine Augenweide!
Wir passieren das Kubanische "Bundeshaus"
fahren durch Teile der Altstadt, dem Zentrum und dem Stadtteil Vedado,
zum "Plaza de la Revolucion" wo Fidel Castro jeweils seine stundenlange Reden gehalten hat, während die Leute auf dem Platz haufenweise wegen der Hitze in Ohnmacht gefallen sind.
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Camilo Cienfuegos war ein Kubanischer Revolutionär |
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Che Guevara war ein Argentinier der unter anderem für die Kubanische Revolution kämpfte |
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Universität von Havana |
Viel Zeit verbringen wir beim Erkundschaften der Altstadt in dessen Innenhöfe wir immer gerne einen Blick werfen und am liebsten auch dort herumstöbern würden.
Die Begegnungen mit Kubanern sind sehr warm und herzlich und wir erfahren dadurch sehr viel über das heutige Leben auf der Insel.
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Wir kriegen Kaffee von einem Mann der am Fenster steht |
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Einige sprechen uns an um Geld zu wechseln |
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Alle sind freundlich und respektvoll |
Am Weinachtsnachmittag fahren wir an den nächstgelegenen Strand und die Fahrt dahin ist wieder ein spezielles Abenteuer. Da Cédric sich bereits hinter dem Steuer richtig wohl fühlt, merkt er nicht, dass er viel zu schnell bei der Polizeikontrolle vorbei flitzen will. Die Polizisten reagieren sofort und halten uns an. Sie kontrollieren alle Papier des Mietautos, Cédrics Fahrrausweis und dann muss er hinter das Auto treten und den Kofferraum öffnen. Das Öffnen des Kofferraumes ist wohl eher dafür gedacht, dass wir nicht mitbekommen was dahinter vorfällt, als dass die schauen wollen, was darin versteckt ist. Die Polizisten kontrollieren weiter die Papiere des Mitautos während Cédric erfährt, dass er denen etwas bezahlen muss. Kurzerhand nimmt er sein grosses Bündel voll Geld aus der Hosenasche. In diesem Moment erschecken die Polizisten dermassen, dass die fast einen Sprung nach hinten tun und sofort Cédric aufweisen, das Geld wieder einzustecken. Ihm wird erklärt, dass er zwar bezahlen muss, er aber heimlich machen muss. Also setzt sich Cédric mit den Dokumenten zurück ins Auto, nimmt zwei 100 Peso Scheine (was ca. Fr. 0.80.- enspricht und offenbar genug ist) und steckt diese in die Papiere und gibt sie den Beamten zurück. Glücklich lassen die Polizisten das Geld in ihren Taschen verschwinden und wir können weiterfahren. Was war denn das nun schon wieder?
Nach 3 Nächten Havana machen wir uns auf in den Westen der Insel. Da wir nicht sicher sind, ob wir ausserhalb der Hauptstadt Benzin kriegen, fahren wir an die von der Liste angegebene Tankstelle die von uns am nächsten liegt. An der Adresse befindet sich allerdings keine Tankstelle und bei der nächsten ist kein Benzin vorhanden. Bei der 3. kann man nur Benzin für die alten Autos kaufen und so fahren wir bereits eine ganze Weile durch die Stadt um unseren Tank zu füllen. Wir haben noch eine letzte Adresse auf der Liste und siehe da, hier stehen neuere Autos zum Tanken an! Wir parkieren und Cédric geht auf Informationsjagd und erfährt, dass wir hier zwar tanken können, allerdings weder mit Bargeld noch mit unserer Karte bezahlen können. Touristen können nur mit Europäischer Kreditkarte bezahlen, die wir nicht haben! Eine Möglichkeit ist jedoch zwei Strassen weiter in einem Hotel eine solche Kreditkarte mit Bargeld zu kaufen. Weitere 30 Minuten später und einem Besuch in diesem besagten Hotel, fahren wir mit vollem Tank aus der Strassenecke Richtung Vinales
In Vinales beziehen wir ein einfaches Zimmer in dem ich keine Mäuse nur eine kleine Eidechse finde und mit der kann ich leben.
Den ersten Tag verbringen wir auf dem Fahrrad
Wir treffen auf einen Tabak Farmarbeiter und beschliessen kurzerhand diese zu besuchen und erhalten von seinem Bruder eine Tour.
Sein Bruder erklärt uns Schritt für Schritt wie alles funktioniert
Von nun an kann Cédric jeden Abend eine Zigarre rauchen und dazu den feinen Rum geniessen.
In Kuba kann man sich stundenlang in eine Ecke setzen und das Treiben beobachten. Alles scheint malerisch und speziell, aus einer Zeit vor unserer Zeit.
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Räucherofen und Fitnessausrüstung |
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Unser Lieblingsrestaurant |
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Ein Nachbar der seinen Fisch zum Abendessen zubereitet |
Tags darauf gehen wir mit dem selben Farmarbeiter ausreiten. Es geht auf abgemagerten Gäulen durch schöne Landschaft zu einer dunklen Höhle.
Kurz nach der Aufnahme von diesem Bild stolpert Cédric's Pferd einen kleinen Hügel hinuntern und Cédric fällt im hohem Bogen, sich überschlagend vor das Pferd. Wir kriegen einen riesen Schreck und sind froh, als Cédric aufsteht und bestätigt, dass es ihm gut geht. Seine Brille finden wir im Busch und ist zum Glück nicht beschädigt. Da hat er Glück gehabt und reiten haben wir für die nähere Zukunft gestrichen!
Unsere Weiterreise führt durch Pinar del Rio wo wir vergebens versuchen Benzin zu kriegen. Obwohl an einigen der 5 Tankstellen getankt wird, kriegen wir kein Benzin und sind froh, dass wir für die Retourreise nach Havana noch genügend im Tank haben. Unser nächstes Ziel ist der Strand von Varadero und wir durchfahren Havana wo wir "unsere" bekannte Tankstelle anfahren können.
Varadero ist eine Halbinsel mit einem super schönen weissen Strand und am hinteren Ende, vielen grossen All-Inclusive Resorts. Hier war ich vor 25 Jahren das erste Mal auf Kuba und hab darum beschlossen, dass zu unserer Familie eine einfachere Unterkunft bei Privatpersonen im kubanischen nicht überbauten Teil eher in Frage kommt. Dieser Teil der Halbinsel ist extrem einfach, alt und heruntergekommen doch der Strand ist auch hier wunderschön.
Hier beisst mich ein seltsam fettes Tausendfüsslerteil nachts in meinen Hintern und an Schlafen kann ich nicht mehr denken! Ich will nur noch weg hier und unseren letzten Tag verbringen wir zurück in der Altstadt von Havana und wir lassen den gemütlich ausklingen.
Kuba varlassen wir sehr nachdenklich. Es ist ein so schönes Land mit warmherzigen, einladenden Menschen, die großzügig ihre Realität mit uns geteilt haben. Unsere kurze Reise gab uns einen Einblick in ihre täglichen Kämpfe – der Versuch, lebenswichtige Dinge wie Toilettenpapier, Seife und Medikamente zu finden, wobei letzteres nur auf dem Schwarzmarkt erhältlich ist. Stellt euch das mal vor! Stromausfälle sind täglich und über Stunden weil ihre Energiekraftwerke nicht mehr richtig funktionieren, und es gibt kein Gas zum Kochen oder Benzin zum Tanken. Ein Zahnarzt verdient gerade einmal 15 Dollar im Monat – wie kann man davon seine Familie ernähren?
Es ist das erste Mal, dass ich nach 25 Jahren in ein Land zurückgekehre das sich zurückentwickelt hat. Während den Einheimischen gesagt wird, dass bestimmte Waren nicht verfügbar sind und nicht importiert werden können, sind sie in Touristengebieten problemlos erhältlich. Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr diesen krassen Gegensatz erlebt, in dem Touristen Annehmlichkeiten genießen, während den Einheimischen gesagt wird, diese Dinge existieren einfach nicht?
Seit Covid hat sich der Tourismus in Kuba nicht mehr erholt und seit Mitte 2022 die Energiekriese herrscht haben viele All-Inclusive Anbieter aus Europa ihre Flüge gänzlich gestrichen.
Wer auch immer kann verlässt das Land und viele Familien sind auseinandergerissen. Die Jungen die noch im Land sind sind wütend und viele Männer erwähnen uns gegenüber, dass es bis anhin nur ruhig geblieben ist, weil sie keine Waffen haben.
Es ist ein eindrucksvolles Bild von einem Land im Zerfall, und in vielerlei Hinsicht fühlt es sich wie eine tickende Zeitbombe an.
Facit: Es war ein tolles intensives Erlebnis mit weniger Schlaf als das wir uns das erhofft haben. Kriechzeugs im Schlafzimmer, das mag ich nicht und ich hab mich wie schon lange nicht mehr, auf mein eigenes Bett zu Hause gefreut! Unser Kind hat wie immer, ohne mit den Augen zu zwinkern, alles mitgemacht und das ist irgendwie das beste daran!
Auf ein gesundes und abenteuerreiches 2025!